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*Unternehmen, die in besonderem Maße von bestimmten Schlüsselpositionen abhängen, werden den Inhabern dieser Positionen Fachkarrieren anbieten. | *Unternehmen, die in besonderem Maße von bestimmten Schlüsselpositionen abhängen, werden den Inhabern dieser Positionen Fachkarrieren anbieten. | ||
*Unternehmen, die ihre Aufträge in Projekten abarbeiten mit nur wenigen schlanken internen Dienstleistungsfunktionen, werden Ihren Projektleitern eine Projektlaufbahn anbieten. | *Unternehmen, die ihre Aufträge in Projekten abarbeiten mit nur wenigen schlanken internen Dienstleistungsfunktionen, werden Ihren Projektleitern eine Projektlaufbahn anbieten. | ||
*Und schließlich werden Unternehmen, die strategisch prioritäre Jobfamilien identifiziert haben, diese als Geltungsbereich wählen. | *Und schließlich werden Unternehmen, die strategisch [http://www.perso-net.de/rkw/Jobfamilien,_Schl%C3%BCsselkr%C3%A4fte prioritäre Jobfamilien] identifiziert haben, diese als Geltungsbereich wählen. | ||
== Was unterscheidet eine Fachlaufbahn von einer Projektlaufbahn?== | == Was unterscheidet eine Fachlaufbahn von einer Projektlaufbahn?== |
Version vom 7. Juni 2016, 14:27 Uhr
Warum sollte ein mittelständisches Unternehmen neben seiner Führungslaufbahn eine Fach- oder Projektlaufbahn einrichten? Dafür gibt es heutzutage gute Gründe. Da allerdings der Aufwand hoch ist, muss eine solche Laufbahn für ein Unternehmen zunächst immer wirtschaftlich begründet sein: Welcher Nutzen einer Fachlaufbahn ist erwartbar für die Erreichung seiner Marktpositionierungsziele, seiner Innovationsziele und seiner Produktivitätsziele, welche Verbesserungen seiner Wettbewerbs-position können durch eine Fachlaufbahn unterstützt werden?
Falls weitere - personalwirtschaftliche - Gründe dazu kommen, macht eine Fachlaufbahn auch für einen Mittelständler (ab einer Größe von ca. 80 Mitarbeitern) Sinn. Solche Gründe können sein:
- Der Druck, als Arbeitgeber für Mitarbeiter attraktiv zu sein, weil die passenden Fachkräfte am Arbeitsmarkt schwer zu kriegen sind, und, wenn man sie hat, zu binden, damit sie bleiben.
- Die flachen Hierarchien, die die Karrierechancen für gute Fachkräfte in einem Unternehmen einschränken.
- Das mittelstandstypische Muster, Führungspositionen mit den besten Fachkräften zu besetzen, unabhängig davon, ob sie überhaupt zu Führungsjobs taugen.
- Die neuen Ansprüche an Führung und sinnvoller Arbeit, die man der sogenannten "Generation Y" nachsagt.
Prüfliste Eignung für eine Fachlaufbahn
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Auf Grund unserer Marktpositionierung sind wir in hohem Maße von unseren Innovationsleistungen abhängig | |||
Unser(e) Geschäft(e) ist (sind) in hohem Maße von Mitarbeitern mit sehr spezifischen Kompetenzprofilen abhängig, die auf dem Arbeitsmarkt schwer zu bekommen sind | |||
Wir müssen sehr viel Geld investieren, um unsere Mitarbeiter auf dem Laufenden zu halten | |||
Unser Unternehmen hat eine sehr flache Hierarchie mit nur wenigen Führungs-/Aufstiegspositionen | |||
Unsere Fachkräfte sind vom Wettbewerb sehr umworben | |||
Wir müssen uns als attraktiver Arbeitgeber positionieren, weil wir geschäftlich auf Bewerbungen passender Leute angewiesen sind | |||
Viele unserer guten Leute sind unzufrieden mit den Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen | |||
Ein nicht unerheblicher Anteil unserer Führungskräfte würde lieber vorrangig fachlich arbeiten |
Falls die Mehrzahl der Prüfstatements dieser Prüfliste auf Ihr Unternehmen ganz oder teilweise zutrifft, sollten Sie als mittelständisches Unternehmen ernsthaft über die Option einer Fachlaufbahn nachdenken.
Für wen kommt eine Fachlaufbahn in Frage?
Der Geltungsbereich einer Fachlaufbahn wird sinnvollerweise aus der Perspektive der Wettbewerbsposition eines Unternehmens entschieden. Genauso unternehmensindividuell wie die Wettbewerbsposition eines Unternehmens ist der Geltungsbereich seiner Fachlaufbahn:
- Unternehmen, die in besonderem Maße auf Produktinnovationen setzen, werden den Funktionsbereich ?Forschung und Entwicklung? bevorzugt in eine Fachlaufbahn einbeziehen.
- Unternehmen, für die wenige Kernprozesse wettbewerbsentscheidend sind, werden dort eine Fachlaufbahn implementieren.
- Unternehmen, die in besonderem Maße von bestimmten Schlüsselpositionen abhängen, werden den Inhabern dieser Positionen Fachkarrieren anbieten.
- Unternehmen, die ihre Aufträge in Projekten abarbeiten mit nur wenigen schlanken internen Dienstleistungsfunktionen, werden Ihren Projektleitern eine Projektlaufbahn anbieten.
- Und schließlich werden Unternehmen, die strategisch prioritäre Jobfamilien identifiziert haben, diese als Geltungsbereich wählen.
Was unterscheidet eine Fachlaufbahn von einer Projektlaufbahn?
Eine Projektlaufbahn kann als eine besondere Form der Fachlaufbahn angesehen werden, die immer dann sinnvoll ist, wenn das (oder ein) Geschäft(sbereich) in Projekten abgewickelt wird (wenn zum Beispiel jeder Auftrag ein Projekt ist). Gegenüber anderen Formen von Fachlaufbahnen ist eine Projektlaufbahn weniger aufwändig, weil wichtige Voraussetzungen, eine Abstufung der Projekte nach Wichtigkeit und das Vorhandensein von Projektzielen, in der Regel bereits gegeben sind. Andererseits besteht eine besondere Schwierigkeit, eine Projektlaufbahn als Fachkaufbahn einzuführen, darin, dass der Projektleiter normalerweise eine temporäre Funktion darstellt, eine Fachlaufbahn jedoch keine temporären Positionen kennt. Gegebenenfalls muss die Möglichkeit geprüft werden, Projektleitung als Dauerfunktion einzurichten. Dies wird aber nicht immer möglich sein.
Kleine oder große Fachlaufbahn?
Bei aller Vielfalt kann man in mittelständischen Unternehmen im Wesentlichen zwei Grundtypen von Fachlaufbahnen unterscheiden:
- Typ 1: "Große" Fachlaufbahn (Laufbahn mit institutionalisierter Parallelität zur Führungslaufbahn)
- Typ 2: "Kleine" Fachlaufbahn (Karriereangebote für Experten in Schlüsselpositionen und/oder wettbewerbsrelevanten Jobfamilien bei unveränderter Aufbauorganisation).
Dazwischen gibt es unzählige unternehmensspezifische Mischformen, die meist entweder dem einen oder dem anderen Typ stärker zugeordnet werden können.
In jedem Fall muss die Geschäftsführung im Zusammenhang mit einer geplanten Fachlaufbahneinführung entscheiden, ob es sich um eine Fachlaufbahn parallel zur bestehenden Führungslaufbahn mit analogen Ausstattungsmerkmalen oder um eine Laufbahn unabhängig von der Führungslaufbahn handeln soll.
Diese Entscheidung nicht zu Begin zu treffen und eventuell sogar ?unterwegs?, im Einführungsprozess, hin und her zu lavieren, ist eine der sichersten Methoden, eine beabsichtigte Fachlaufbahn zum Scheitern zu bringen.
Leitfragen und Prozessschritte
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1. Auf welche der strategischen Schüsselgrößen soll die Fachlaufbahn wie wirken? | Strategiebezug, strategische Ziele und Geltungsbereich der FL entscheiden | dito |
2. Was soll nach Einführung der FL anders sein als heute, und woran wird man das erkennen können? | Auftrag der GF: Ziele/ angestrebte Ergebnisse der FL festlegen | dito |
3. Wie viele Stufen umfasst die Fachlaufbahn und wie unter-scheiden diese sich voneinander? Gegebenenfalls: Auf welcher Grundlage wird die Parallelität zwischen Führungs- und Fachlaufbahn konstruiert? | Rangstufenrohkonzept (Verantwortungsebenen) inklusive Differenzierungskriterien erarbeiten | dito |
4. Wie sieht die Fachlaufbahn und gegebenenfalls auch die Führungslaufbahn konkret aus? | Differenzierungskriterien auf beide Laufbahnen übertragen | Differenzierungskriterien für alle Stufen der Fachlaufbahn aus-buchstabieren |
5. Durch welche Anforderungen an Kompetenzen und Fähigkeiten unterscheiden sich die Stufen voneinander? | Anforderungsprofile für die Stufen der FL erarbeiten | dito |
6. Wie werden die Stufen vergütet und ausgestattet? | Entgeltstufen und Gehaltsbänder, Ausstattungsmerkmale/ Incentives für die Stufen der Laufbahnen festlegen | Entgeltstufen (ggf. Gehaltsbänder) und Ausstattungsmerkmale für die Stufen der Fachlaufbahn festlegen |
7. Nach welchen Regeln werden Personen den Stellen der Fachlaufbahn zugeordnet? Welche Personen werden welchen Stellen zugeordnet? | Eingangsvoraussetzungen und Aufstiegsregeln festlegen (inklusive Laufbahnwechsel), Personalauswahl | dito |
8. Welche Praxiserfahrungen sind relevant und verändern unser Konzept | Probelauf | dito |
Tabelle: Kleine und große Fachlaufbahn im Vergleich - Leitfragen und Prozessschritte
Auf einen Blick: Fachlaufbahn einführen in acht Schritten 1. Strategiebezug, strategische Ziele und Geltungsbereich der Fachlaufbahn von der Geschäftsführung entscheiden (Geschäftsführung, gegebenenfalls Führungskreis) 2. Beauftragung der Geschäftsführung an die Personalabteilung beziehungsweise an eine Projektgruppe ? Auftragsklärung und Projektplanung (Geschäftsführung, gegebenenfalls Führungskreis, Personalleiter, evtl. Betriebsrat) 3. Rangstufenrohkonzept erarbeiten (Projektgruppe) 4. Differenzierungskriterien des Rangstufenrohkonzeptes auf Führungs- und Fachlaufbahn übertragen (Projektgruppe, Abstimmung der Ergebnisse mit Geschäftsführung) 5. Anforderungsprofile für die Stufen der Fachlaufbahn erarbeiten (Projektgruppe/ Personalabteilung, Bereichs-/Abteilungsleiter) 6. Ausstattungsmerkmale der Stufen der Fachlaufbahn (gegebenenfalls in Relation zu den analogen Stufen der Führungslaufbahn) erarbeiten (Vorschlag von Projektgruppe, Abstimmung im Führungskreis, Entscheidung Geschäftsführung) 7. Expertenpositionen und Personen einander zuordnen ? Eingangsvoraussetzungen, Aufstiegsregeln und Auswahl (Vorschlag von Projektgruppe, Abstimmung im Führungskreis, Entscheidung Geschäftsführung) 8. Probelauf und gegebenenfalls Nachjustierungen (Personalabteilung, Geschäftsführung und gegebenenfalls Betriebsrat) |
Wie hoch ist der Aufwand der Einführung einer Fachlaufbahn?
Je nach gewählter Variante beträgt der zeitliche Aufwand anderthalb bis zwei Jahre. Zwischen fünf bis zehn Workshops der Projektgruppe sind in diesem Zeitraum nötig, unter der Voraussetzung einer belastbaren Projektvorplanung. Auch der finanzielle Aufwand (Ausstattung der Expertenstellen, Gehaltsbänder für deren Inhaber und so weiter) kann relativ hoch sein.
Eine detaillierte Prozessbeschreibung zur Einführung einer Fachlaufbahn finden Sie in dem RKW-Leitfaden Fachlaufbahnen in mittelständischen Unternehmen" Für Leser, die an ausführlichen fachlichen Informationen zum Thema interessiert sind: Lindenstruth (2016): Karrieren jenseits von Führung - Grundlagen und Gestaltungsdimensionen von Expertenlaufbahnen in der betrieblichen Praxis. RKW Kompetenzzentrum: Eschborn |
Autor
Dr. Thomas Hoffmann
t.hoffmann(at)rkw.de