Viele Unternehmen möchten ihren Beschäftigten eine betriebseigene Kinderbetreuung anbieten, doch gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen lohnt sich das wegen des zu geringen Bedarfs oft nicht. Wenn Sie auch einer kleinen Belegschaft eine hochwertige und verlässliche Kinderbetreuung anbieten wollen, sind Tagesmütter eine gute Alternative zum Kindergarten.
Sie können Ihren Beschäftigten exklusiv zur Verfügung stehen. In punkto Qualität kommen sie mit qualifiziertem Personal und gezielten Bildungsangeboten einer Einrichtung sehr nahe, sind aber weniger teuer, weniger aufwändig und können schnell umgesetzt werden. Zudem können sehr flexible Abmachungen mit der Tagesmutter vereinbart werden. Das Modell der Tagesmutter bietet sich für bis zu max. fünf Kinder an. Wenn mehr Kinder zu versorgen sind, können gegebenenfalls mehrere Tagesmütter engagiert werden.
Das Modell
Bei diesem Modell werden die zu betreuenden Kinder an eine Tagesmutter übergeben. Diese betreut die Kinder normalerweise in ihrer eigenen Wohnung. Sie muss eine entsprechende Ausbildung besitzen, vom Jugendamt zugelassen sein und über die passenden Räumlichkeiten verfügen.
Diese Betreuungsform kann ganztägig sein und ist auf maximal fünf Kinder pro Tagesmutter und Wohnung beschränkt. Unter Umständen ist es auch möglich für die Tagesmutter einen geeigneten Raum anzumieten, welcher auch im Untenehmen bzw. in dessen nähe liegen kann. Dadurch lassen sich die Fahrzeiten der Mitarbeiter reduzieren. Zudem haben die Eltern die Gewissheit darüber, dass ihre Kinder in der nähe sind.
Überblick
- Personal: Dieses Modell zählt zur Tagespflege, das heißt, eine Tagesmutter betreut in ihrer eigenen Wohnung Kinder. Die Tagesmutter benötigt dafür eine Ausbildung bzw. einen Nachweis über einen entsprechenden qualifizierten Lehrgang (§ 43 SgB 8). Art und Umfang der Ausbildung sind je nach Bundesland/ Kommune anders geregelt.
- Zahl der Plätze: Die Tagesmutter braucht eine Pflegeerlaubnis vom Jugendamt, damit kann sie bis zu fünf Kinder betreuen. Wenn mehr Plätze benötigt werden, lassen sich weitere Tagesmütter einschalten.
- Hinweis: Die einzelnen Betreuunugsräume müssen räumlich voneinander getrennt sein, sie dürfen nicht zusammengelegt werden. Wenn der Betreuungsraum im Unternehmen ist, muss vorher die Problematik der "Scheinselbstständigkeit" überprüft werden. Alle Tagesmütter und Räume müssen im Vorfeld vom zuständigen Jugendamt auf ihre Eignung hin überprüft werden.
- Qualität: Mit einer hochwertigen Ausstattung und einer beständigen Qualifizierung der Tagesmütter und Begleitung der pädagogischen Arbeit können Sie mit diesem Modell ein hohes Betreuungsniveau erreichen.
- Flexibilität: Tagesmütter sind in mehrerer Hinsicht flexibel: Nicht alle Plätze müssen fest vergeben sein, sondern es können Back-up-Plätze für Notsituationen freigehalten werden. Die Betreuungszeiten können an veränderten Bedarf des Unternehmens oder der Eltern angepasst werden. Wenn die Tagesmutter nicht durch die Kinder der Beschäftigten ausgelastet ist, kann sie für Familien aus dem Stadtteil geöffnet werden.
- Rechtliche Voraussetzungen: Die Betreuerin ist in der Regel selbstständig, und kümmert sich um Steuern und Versicherungen. Eine Festanstellung ist in Ausnahmefällen möglich - in Mannheim gibt es z. B. ein Modell, bei dem die Betreuerin vom Jugendamt angestellt ist. Rechtsgrundlage für die Tagespflege sind die Tagespflegegesetze der Länder. Für die Umsetzung dieser Gesetze sind die Jugendämter zuständig.
Nutzen und Hürden
Nutzen | Hürden |
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Nutzen
- Sichere und dauerhafte Kinderbetreuung
- Tagesmütter sind eine verbindliche und zuverlässige Kinderbetreuung für Ihre Beschäftigten. Besonders Eltern von Kindern unter drei Jahren profitieren davon, denn das Angebot an Betreuungsplätzen für diese Altersgruppe ist sehr begrenzt.
- Qualität annähernd auf dem Niveau einer Kindertagesstätte
- Durch den Einsatz von speziell qualifizierten Tagesmüttern (sowie deren regelmäßige Schulung und Supervision) kann annähernd die gleiche Qualität wie in einer Kindertageseinrichtung erreicht werden.
- Günstiger als eine betriebseigene Einrichtung
- Die Kosten pro Platz und Kind betragen etwa zwei Drittel der Kosten für einen Platz in einer betriebseigenen Einrichtung.
- Image- und Prestigegewinn
- Das Angebot steigert Ihre Attraktivität als Arbeitgeber und bringt Ihnen Vorteile bei der Personalgewinnung. Durch dieses Engagement können Sie Ihr Unternehmensimage deutlich verbessern und Beachtung in der Öffentlichkeit finden - zum Beispiel, wenn Sie zur Eröffnung Vertreter der lokalen Presse einladen.
- Mit Notbetreuung kombinierbar
- Sie können einzelne Plätze auch als Back-up-Plätze definieren und so Ihren Beschäftigten eine Kinderbetreuung auch in Ausnahmefällen zur Verfügung stellen, wenn deren reguläre Kinderbetreuung ausfällt.
- Sie können das Modell eventuell an die jeweiligen Anforderungen der Eltern anpassen, zum Beispiel bei den Betreuungszeiten oder auch beim Alter der Kinder. Fragen Sie aber in jeden Fall Ihr zuständiges Jugendamt, welche Möglichkeiten existieren und welche Auflagen Sie beachten müssen.
- Möglichkeit, die Kapazität bei Bedarf zu erweitern
- Die Tagespflege bei einer Tagesmutter kann zwar über die zulässige Kinderzahl von maximal fünf nicht erweitert werden, Sie können aber ohne großen Aufwand bei höherem Bedarf eine zweite Tagesmutter engagieren.
- Exklusivnutzung oder Kooperation mit anderen Firmen möglich
- Je nachdem, wie hoch Ihr Bedarf ist, können Sie das Modell exklusiv für Ihr Personal einrichten oder mit anderen Firmen kooperieren, und so auch einer kleinen Belegschaft mit geringem Bedarf eine gute Betreuung anbieten.
Hürden und der richtige Umgang damit
- Kosten der Maßnahme
- Tagesmütter verursachen unter anderem Ausgaben für die monatlichen Personalkosten. Mietkosten fallen nur an, wenn das Unternehmen einen eigenen Raum anmieten möchte). Laut dem Bundesverband der Tagesmütter liegen die Kosten bei 3,50 - 5,50 pro Kind und Stunde (Preise ohne Gewähr). Die Tagesmutter gilt als Selbstständig und ist nicht in dem Betrieb angestellt, jedoch kann geprüft werden, ob eine Anstellung langfristig kostengünstiger ist.
- Wenn Sie planen, dieses Angebot umzusetzen, sollten Sie auf jeden Fall bei Ihrem zuständigen Jugendamt prüfen, ob die Möglichkeit :einer öffentlichen Bezuschussung besteht. Die Kommunen sind offen für neue Angebote in der Kinderbetreuung - insbesondere für Kinder unter drei Jahren.
- Zudem können die Kosten unter Umständen als Betriebsausgaben abgesetzt werden. Zahlen die Eltern selber, können diese die Kinderbetreuungskosten mit bis zu 4000,- EUR/ Jahr geltend machen.
- Organisationsaufwand
- Der Organisationsaufwand beschränkt sich darauf, die passende Tagesmutter und gegebenenfalls einen passenden Raum zu finden. Es fallen arbeiten wie die Konzeption, die finanzielle Planung, Verhandlungen mit der Stadt bzw. dem Jugendamt, die Qualifizierung des Personals an. Da die einzelnen Ämter unterschiedliche Politiken verfolgen, ist der Aufwand diesbezüglich stark variabel.
- Vorbehalte von Eltern gegen Tagespflege
- Viele Eltern lassen ihr Kind am liebsten in einer Einrichtung betreuen und sind Tagesmüttern gegenüber skeptisch. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Sie sehr qualifiziertes Personal auswählen, welches sich ständig weiterbildet.
- Dauerhafte Nutzung nicht gesichert
- Ob in Ihrem Unternehmen auch in ein paar Jahren noch der gleiche Kinderbetreuungsbedarf besteht wie jetzt ist unsicher. Wenn die Tagesmutter nicht mehr mit den Kindern Ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ausgelastet wird, können Sie die freien Plätze aber jederzeit an Familien aus dem Stadtteil vergeben.
Bedarfsermittlung im Unternehmen
Um den Bedarf für Kinderbetreuung zu ermitteln, gibt es verschiedene Methoden. Ist die Belegschaft so groß, dass Sie den Bedarf nicht persönlich kennen oder in Erfahrung bringen können, ist eine Bedarfsanalyse ein sinnvoller Schritt. Bei dieser Analyse werden alle Beschäftigten - auch diejenigen in Elternzeit - per Fragebogen dazu befragt, ob sie derzeit eine Kinderbetreuung benötigen oder dies in den nächsten drei Jahren erwarten. Mit dieser anonymen Methode können Sie den möglichen Bedarf sehr genau erfassen, weil nicht nur der aktuelle abgefragt wird, sondern auch der künftige prognostiziert werden kann.
Eine weniger aufwändige Methode, die besonders für kleinere Belegschaften geeignet ist, ist ein Workshop bzw. eine Fokusgruppe zum Thema Kinderbetreuung. Wer daran teilnehmen soll, bleibt Ihnen überlassen. Sie können gezielt Personen ansprechen, zum Beispiel Beschäftigte mit Kindern oder Personalverantwortliche, die erfahrungsgemäß viel über die Personalstruktur und die Sorgen und Nöte des Personals wissen, oder Sie laden alle Angestellten ein (per Rundschreiben, Rundmail, Aushang am schwarzen Brett, etc.) und halten die Veranstaltung für jeden offen, der am Thema interessiert sein könnte.
Eine Fokusgruppe mit ca. 15 Teilnehmer/-innen kann an einem halben Tag durchgeführt werden. Ziel ist auch hier, einen Überblick über den möglichen Bedarf an Kinderbetreuung zu erhalten. Darüber hinaus werden verschiedene Formen der Kinderbetreuung vorgestellt und diskutiert.
Suche einer Tagesmutter für die Umsetzung
Für diese Form der Kinderbetreuung gibt es keine allgemein verbindlichen Regelungen und Vorgaben seitens der Jugendämter. Wie das Betreuungsmodell im Einzelnen umgesetzt werden kann und ob sie öffentliche Förderung erhält, hängt sehr stark von den Gesprächen mit dem jeweiligen Jugendamt ab. Hier können Sie Informationen oder Hilfe bei der Vermittlung von Tagesmüttern bekommen:
- bei den hiesigen Jugendämtern
- beim Bundesverband der Tagesmütter (Tel. 02151/ 1 54 15 90)
- der Infoline von Mittelstand und Familie (Tel. 0180/3444333)
- über Anzeigenschaltung durch ansässige Presse
Die Qualifizierte Ausbildung der Tagesmütter kann beispielsweise bei:
- Volkshochschulen,
- Kirchengemeinden,
- Jugendämter, u. a. durchgeführt bzw. durch diese vermittelt werden.
Autor
Die Informationen sind zum Teil dem Internetportal Mittelstand und Familie entnommen: kontakt(at)mittelstand-und-familie.de