Die Ansprüche, die an Bildungscontrolling formuliert werden, sind hoch. Im Kern besagen sie, dass Bildungsziele mit wirtschaftlichen Zweckbestimmungen in einem Unternehmen in Einklang zu bringen sind. In der Praxis mittelständischer Unternehmen jedoch haben nennenswerte Durchbrüche in Richtung auf ein wirkliches Controlling von Weiterbildung bislang nicht stattgefunden. Das hat damit zu tun, dass (aus guten Gründen) dem Management ein Controlling von Bildung im eigenen Unternehmen meist nicht sinnvoll zu sein scheint - wohl aber eine Verbesserung ihres Weiterbildungsmanagements. Und ein praxistaugliches Bildungscontrolling für mittelständische Unternehmen ist faktisch auch nichts anderes.
Im Mittelstand beschäftigen sich nicht nur die Personalabteilungen, sondern auch das betriebswirtschaftliche Controlling mit dem Thema bislang nur in wenigen Unternehmen. In den Controllingberichten und -sitzungen in mittelständischen Unternehmen gibt es kaum Hinweise auf den Nutzen von Weiterbildungsaktivitäten. Noch nicht einmal Weiterbildungskennzahlen tauchen darin auf.
Controlling von Weiterbildung: RKW Ansatz
Controlling = wirtschaftlicher Nutzen und Strategiebezug
Controlling von Weiterbildung wird als Investitionscontrolling gehandhabt, nämlich als Controlling einer Investition in Weiterbildung.
Wie bei jedem guten Investitionscontrolling sorgen Instrumente dafür, dass ...
- die Weiterbildungsinvestition an der Unternehmensstrategie ausgerichtet ist,
- Ist-/Soll-Abgleiche zugrunde gelegt werden,
- Ergebnisse monetär und ggf. auch nicht-monetär bewertet und zu den Kosten in Beziehung gesetzt werden und
- eine standardisierte Investitionsrechnung mit Wertgrenzen möglich wird.
Durch Weiterbildung kann wirtschaftlicher Nutzen für das Unternehmen entstehen, vorausgesetzt,
- der erwartete Nutzen-Beitrag wird vom Management vor Beginn genau fixiert,
- die wirtschaftlichen Ziele der Weiterbildung werden dann aus dem Nutzenbeitrag abgeleitet,
- die Weiterbildung wird auf dieser Grundlage geplant und gesteuert,
- der Nutzenbeitrag wird mit den Kosten abgeglichen und
- die Umsetzung der Weiterbildungsergebnisse im Unternehmen wird festgelegt und später auch kontrolliert.
All dies wird durch die RKW-Instrumente für das Controlling von Weiterbildung in mittelständischen Unternehmen systematisch unterstützt.
Der Nutzen einer Weiterbildung kann nur in einem Arbeitssystem entstehen: dort, wo Mitarbeiter und Führungskräfte mit Arbeitsmitteln in geregelten Abläufen Leistungen erbringen und Ziele realisieren, also z.B. an einem Arbeitsplatz, in einem Team, in einem Funktionsbereich oder in einer Abteilung, oder in einem ganzen Geschäftsfeld bzw. (kleinen) Unternehmen. Nur für ein Arbeitssystem ist der Nutzenbeitrag einer Weiterbildung planbar, realisierbar und überprüfbar. Darauf bauen die Instrumente auf.
Kaum jemals ist ein erreichtes Lernergebnis ausschließlich die Wirkung einer Weiterbildung. Deshalb leistet Weiterbildung immer nur einen Beitrag zu einem Nutzen, und zwar immer bezogen auf ein Arbeitssystem. Diesen Beitrag kann man nie exakt messen. Wohl aber mit einfachen Instrumenten schätzen, plausibel und kommunizierbar machen. In der Praxis mittelständischer Unternehmen reicht das aus.
Der RKW-Ansatz unterscheidet vier mögliche Nutzenbeiträge durch eine Weiterbildung(sinvestition): Nutzenbeiträge, die...
- die Unterschreitung eines Plansolls bzw. ein Leistungsdefizit beseitigen,
- eine Soll-Leistung stabilisieren,
- eine im Plan-Soll liegende Leistung erhöhen,
- eine Leistung angesichts einer erwarteten Herausforderung ermöglichen.
Die Instrumente des RKW-Ansatzes unterstützen die Fokussierung der Weiterbildungsplanung auf den jeweiligen Nutzenbeitrag (oder die Nutzenbeiträge) einer Weiterbildung bereits vor deren Beginn.
Die Planung und Realisierung des konkreten Nutzenbeitrages einer Weiterbildung ist Aufgabe der in einem Arbeitssystem ergebnisverantwortlichen Führungskraft und wird realisiert im Managementregelkreis (siehe Abbildung):
Oft kann eine Weiterbildung entweder aus der Unternehmensstrategie abgeleitet, oder doch zumindest einem strategischen Unternehmensziel, auf das sie wirkt, zugeordnet werden. Ihr Controlling sorgt dafür, sie mit strategischem Bezug geplant und durchgeführt werden kann.
Controlling und nutzenorientierte Planung der Weiterbildung funktioniert gut, wenn die Rollen im Management klar sind: Die Geschäftsleitung legt die Rahmenbedingungen der Weiterbildungsplanung fest, z.B. in einer Verfahrensanweisung; Der ergebnisverantwortliche Manager gibt den beabsichtigten wirtschaftlichen Nutzenbeitrag, die Weiterbildungsziele, den Strategiebezug sowie den erwarteten Transfer der Weiterbildungsergebnisse vor und die Investition frei; Die Personalabteilung sorgt für eine dazu passende Durchführung und für das Reporting.
Was man sonst noch alles im herkömmlichen Bildungscontrolling meist großer Unternehmen findet, wird für das Controlling einer Weiterbildungsinvestition im Mittelstand nach dem RKW-Konzept nicht gebraucht: umfangreiche Weiterbildungsbedarfsanalysen, Messung von Lernfortschritten und Teilnehmerzufriedenheit, manche unnötigen weil nicht entscheidungsrelevanten Kennzahlen etc. Durch Weglassen alles Überflüssigen wird der Ansatz schlank.
RKW Controlling von Weiterbildung: Instrumente
Die 29 Controlling-Instrumente des RKW-Leitfadens können nach Belieben bzw. nach Situationsangemessenheit verwendet, auch umgestrickt werden. Abgesehen von fünf Instrumenten, die den Kernbereich jedes Weiterbildungscontrollings und -managements ausmachen, kann jeder nehmen, was er braucht:
- Instrument Klärung des Weiterbildungsauftrages;
- Instrument Beurteilung der Wirkung der Weiterbildung auf die strategischen Erfolgsgrößen;
- Instrument Beurteilung der Wirkung der Weiterbildung auf die jeweiligen Geschäftsprozesse;
- Instrument Kosten-/Nutzenbetrachtung der Weiterbildung;
- Instrument Transferplan.
Alle Weiterbildungen eines Jahres können zusammenfassend nach wirtschaftlichen Nutzenbeiträgen, nach strategischer Relevanz und nach Kosten - etwa im Bericht des Personalleiters an die Geschäftsführung - dargestellt und bewertet werden. Dafür bietet das RKW-Portfolio ebenfalls Instrumente an, die
- die Weiterbildungen eines Jahres nach Kennzahlen darstellen (z. B.: wie viele unserer Schlüsselkräfte oder F.u.E.-Mitarbeiter haben (nicht) an Weiterbildungen teilgenommen?);
- die Weiterbildungen eines Jahres nach strategischer Relevanz und Kosten darstellen (z. B.: Wie viele unserer Weiterbildungen waren hochpreisig und strategisch (nicht) relevant?) - siehe Abbildung;
- die Weiterbildungen eines Jahres nach ihren ökonomischen Nutzenbeiträgen darstellen (z. B.: wie viele unserer Weiterbildungen haben Produktivitätsverbesserungen unterstützt?).
Instrument: Portfolio zur Darstellung der Relevanz von Weiterbildung für das Unternehmen im Bericht des Personalleiters
Zusammenfassung: Probleme von Bildungscontrolling und die Bearbeitungsvorschläge des RKW-Ansatzes
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Autor
Dr. Thomas Hoffmann
thoffmann(at)gmx.de