Mit rund 100 Beschäftigten ist Zahnen Technik aus dem rheinland-pfälzischen Arzfeld ein inhabergeführtes mittelständisches, mittlerweile weltweit tätiges Unternehmen mit dem Fokus auf Energie und Ressourcenschutz. Das Geschäftsfeld des international tätigen Unternehmens umfasst innovative Lösungskonzepte für den stark wachsenden Abwassermarkt und hat sich zudem zum Ziel gesetzt, mit ihren Produkten die weltweite Wasserqualität zu verbessern. Auch Zahnen Technik steht vor der Herausforderung qualifizierte Fach- und Schlüsselkräfte zu binden sowie anforderungsgerecht weiterzuentwickeln. Hierfür wurden Anfang 2019 Fachlaufbahnen eingeführt. Bislang mit großem Erfolg.
Fachlaufbahnen - Warum?
Bei Zahnen Technik sind flache Hierarchien etabliert, somit kann nicht jeder Mitarbeiter eine Führungskarriere anstreben und nicht jeder Mitarbeiter möchte Führungsaufgaben übernehmen. Durch die Fachkarriere bietet man den Mitarbeitenden eine Perspektive, denn mit zunehmender fachlicher Qualifikation kann man sich zum Experten weiterentwickeln. Der Arbeitgeber stärkt dadurch die Verbundenheit der Mitarbeiter zum Unternehmen und erhält sich somit Leistungsträger und Know-how. Zusätzlich ist die gezielte Förderung der Arbeitnehmer eine wichtige Voraussetzung, um Innovationen im Unternehmen anzutreiben. Ein weiterer Pluspunkt dieses Systems ist, dass die Arbeitgeberattraktivität nicht nur nach innen, sondern auch nach außen gesteigert wird. Die Einführung von Fachlaufbahnen erleichtert die Rekrutierung von Fachkräften und erhöht dadurch die eigene Wettbewerbsfähigkeit deutlich.
Strategie für reelle Herausforderungen
Bei der Ausgestaltung der Fachlaufbahn geht es in erster Linie um den Blick in die Zukunft - Zahnen Technik hat dafür für jeden Geschäfts- bzw. Tätigkeitbereich die aktuelle Situation mit den strategischen und reellen Herausforderungen der kommenden Jahre sowie den Kompetenzanforderungen und dem Geschäftsmodell der Zukunft abgeglichen. Dabei hat man sich zunächst auf die Schlüsselpositionen im Unternehmen konzentriert (Projektleitung, Entwicklung, Konstruktion, etc.). Im nächsten Schritt sollen die Fachlaufbahnen auf weitere Jobfamilien ausgedehnt werden. Im Modell von Zahnen Technik ist die Hierarchie der Fachlaufbahnen in "Junior", "Experte" und "Senior" unterteilt. Je nach Stelle gibt es auch Spezialisten als Vorstufe zum Experten. Wenn die betreffenden Mitarbeiter die Ausbildung bzw. das duale Studium nicht im Unternehmen absolviert haben, durchlaufen sie ein individuelles Traineeprogramm bevor die erste Stufe der Fachlaufbahn erreicht wird. Die Dauer des Traineeprogrammes richtet sich nach den individuellen bisherigen Erfahrungen und Kenntnissen. Die verschiedenen Entwicklungsstufen bilden sich auch monetär ab, so dass es auch finanziell interessant ist, sich weiterzuentwickeln. Somit ist das Fachlaufbahn-Konzept sehr transparent aufgezogen. Die genannten Abläufe und Stationen der Fachlaufbahn werden in die jeweilige (auch für alle Mitarbeiter zugängliche) Stellenbeschreibung integriert. Wer also einen Jobwechsel innerhalb des Unternehmens anstrebt, kann in der jeweiligen Stellenbeschreibung einsehen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen.
Jede Stufe einer Fachlaufbahn enthält genaue Kompetenzprofile in denen beschrieben wird, welche Leistungen und Qualifikation vom Arbeitnehmer erwartet werden. So ist für einen Entwickler beispielsweise klar, dass für den Schritt vom "Experten" zum "Senior" Projekte mit allen bisherigen Zielgruppen erfolgreich abgeschlossen und sichere Kenntnisse im Vertragsrecht vorhanden sein müssen. Verbunden mit dem Erreichen der verschiedenen Stufen sind für den Mitarbeitenden unter anderem neue, interessante Aufgabenbereiche, ein höheres Gehalt, mehr Verantwortung und Befugnisse.
Positive Effekte schon in der Pilotphase
In dem Prozess der Entwicklung der Fachlaufbahnen war der gesamte Führungskreis einbezogen. Die Entwicklung fand in mehreren gemeinsamen Workshops statt. In diesen wurden strategische Überlegungen sowie die Kriterien für die einzelnen Bereiche und Fachstufen bestimmt und auch Interviews mit einigen Mitarbeitern aus den Pilot-Bereichen geführt. Der letzte Schritt beinhaltete die Gestaltung der Pilotierungsphase und die Kommunikation in die Belegschaft. Dazu hat Zahnen Technik eine Betriebsversammlung einberufen. Im Anschluss daran fand in jedem Bereich ein separates Meeting statt, in dem die Stufen und die Zuordnung der einzelnen Mitarbeiter bekannt gemacht wurden. Im weiteren Prozess hat es sich als für alle Beteiligten zielführend erwiesen, in regelmäßigen Mitarbeitergesprächen die Entwicklung innerhalb der persönlichen Fachlaufbahn zu besprechen und die möglichen Perspektiven im Unternehmen aufzuzeigen und festzulegen.
Nachdem die Fachlaufbahnen bei der Zahnen Technik nun etwa ein Jahr lang eingeführt sind, wurde ein Review zur Standortbestimmung sowie dem Ausfindig machen von möglichen Optimierungen durchgeführt. Das Review bestand aus Interviews mit betroffenen Mitarbeitern und anschließender Präsentation und Diskussion der Interviewbefunde im Führungskreis. Ergebnis des Reviews war, dass die Fachlaufbahnen von der Belegschaft durchweg positiv aufgenommen werden. Wichtig ist es nun "Dranzublieben", vor allem im Sinne der kontinuierlichen Kommunikation. Im nächsten Schritt sollen die Fachlaufbahnen auf weitere Bereiche ausgedehnt werden.
Besonders positive Effekte sind bei der Rekrutierung von neuen Fachkräften spürbar, denn durch die detaillierte Beschreibung der Fachlaufbahnen lassen sich potenziellen neuen Mitarbeitern von Anfang an die möglichen Perspektiven im Unternehmen aufzeigen.
Autor
Helena Nickels
h.nickels(at)zahnen-technik.de