Wissen und Weiterbildung zählen zu den wichtigsten Zukunfts- und Erfolgsbausteinen sowohl für jeden Einzelnen als auch für Unternehmen. Dies gilt nicht nur unter Karrieregesichtspunkten, sondern auch mit Blick auf Schaffung und Erhalt von Arbeitsplätzen. Auch bei Verlagerung vieler Aufgaben in sogenannte Billiglohnländer, steigen die Anforderungen an die verbleibenden Mitarbeiter vor allem in qualitativer Hinsicht.
Die Forderung nach lebenslangem Lernen ist für viele kleine und mittlere Unternehmen oft wenig greifbar. Einerseits sind Fehlzeiten für Seminartage in personell knapp besetzten Firmen organisatorisch nur schwer aufzufangen, andererseits sind die Budgets für Schulungsgebühren und Reisekosten meist knapp bemessen. Eine Erfolg versprechende Lösung bietet Blended Learning.
Was ist Blended Learning und wie funktioniert es?
"Blended" bedeutet gemischt und bezieht sich auf eine Kombination aus verschiedenen Lernformen sowohl am Computer als auch mit persönlicher Anwesenheit von Tutoren. Umgangssprachlich wird das Lernen am und mit dem Computer häufig auch als e-learning bezeichnet, wobei es verschiedene Ausprägungen gibt:
Computer based training (CBT) = PC mit einer Lern-CD ROM Standard-CBTs für betriebliche Themen gibt es für unterschiedliche Anwendungsbereiche, wie z. B. Buchführung oder Softwaretraining.
Web based training (WBT) = PC mit Verbindung zu einem internetbasierten Kurs Dies reicht vom Downloadangebot von Kursmaterialien bis zu umfassenden Lernplattformen, bei denen Teilnehmer in gemeinsamen virtuellen Räumen verschiedene Möglichkeiten haben:
- Down- und Upload von Dateien und Lernmaterialien, Kommunikation mit Trainern und anderen Teilnehmern per Chat, Diskussionsforum, NetMeeting oder email,
- Erkennen von Lernfortschritten z.B. durch Multiple Choice-Fragen
Blended Learning ("gemischtes" Lernen) = Lernen und Kommunizieren mittels Lernplattform am PC in Kombination mit Seminar-Präsenzterminen
Schulungen lassen sich online effektiv vor- und nachbereiten bzw. Onlinekurse können durch persönliche Termine intensiviert werden. Bisherige Praxiserfahrungen zeigen, dass der persönliche Kontakt ein wichtiger Erfolgsfaktor ist, insbesondere bei längerfristigeren Kursen.
Welche Vorteile ergeben sich durch Blendung Learning?
Unternehmen profitieren zum einen durch die Reduzierung von externen Seminartagen mit Ausfallzeiten, da viele Lerneinheiten vom Schreibtisch oder von zu Hause aus bearbeitet werden können. Zum anderen können auf diese Weise mehrere Mitarbeiter vergleichsweise kostengünstig teilnehmen. Teilnehmer schätzen vor allem die freie Zeiteinteilung und die Möglichkeit, sich darüber hinaus ihre individuelle Lernumgebung aussuchen zu können.
Im Vergleich zu reinen CBTs oder WBTs sorgt Blended Learning trotz dieser Freiheiten für größere Lernfortschritte. Durch den engen Austausch mit Kursleitern und anderen Teilnehmern werden gemeinsam oft Termine vereinbart, zu denen bestimmte Aufgaben fertigzustellen sind. Hierbei lassen sich z. B. über Chats oder Diskussionsforen Fragen klären und Themen diskutieren. Das führt einerseits zu sehr unternehmensbezogenen Anwendungen und sorgt andererseits für eine hohe Motivation bei den Beteiligten.
Für wen ist Blended Learning interessant?
Lernen per Computer ist grundsätzlich für fast alle MitarbeiterInnen möglich. Davon besonders profitieren können jedoch diejenigen, die viel unterwegs sind, wie z. B. Vertriebs- und Kundendienstmitarbeiter. Auch für MitarbeiterInnen in Teilzeit, mit Homeoffice oder während der Familienphase bieten sich interessante Nutzungsmöglichkeiten, ebenso wie für Rollstuhlfahrer, für die externe Seminarhotels oft schwer erreichbar sind.
Zusatznutzen durch Blended Learning
Blended Learning kann Unternehmen noch weitere Vorteile bieten. Ein interessanter Aspekt ist die Verbindung zum Wissensmanagement und der Aufbau einer unternehmensspezifischen Lernbibliothek. In vielen Unternehmen sammeln sich im Laufe der Zeit viele unterschiedliche Materialien an, die für die Aus- und Weiterbildung relevant sind. Das können z. B. Kursmaterialien sein, aber auch Bedienungshandbücher von Maschinen oder Unterlagen zur Lehrlingsausbildung.
Anstatt diese Unterlagen nur dezentral zu nutzen, können sie digitalisiert bereitgestellt werden. Zusätzlich können Mitarbeiter in einem internen Diskussionsforum wichtige Tipps und Hinweise geben oder auch Fragen stellen. Betriebe, die regelmäßig Auszubildende beschäftigen, können zudem kleine Leistungstests zur besseren Prüfungsvorbereitung anbieten.
Interessante Schnittstellen ergeben sich darüber hinaus auch zum Qualitätsmanagement. Ergänzend zur Dokumentation von Arbeitsschritten können hierdurch entsprechende weitergehende Anleitungen und Erläuterungen festgehalten und auch diskutiert werden. Zudem besteht die Chance, viele MitarbeiterInnen als unternehmensinterne Experten bei der Vorbereitung von Materialien und Betreuung von Themenbereichen einzubeziehen. Dies kann insbesondere für neue Kollegen große Vorteile bieten, die sich dadurch leichter einarbeiten können.
Wie können Unternehmen Blended Learning selbst nutzen?
Unternehmen, die bisher keinerlei Erfahrungen mit computerbasiertem Lernen und entsprechenden Lernplattformen haben, können durch die Buchung eines Kurses mit externem Trainer oder Berater am Anfang viel Zeit sparen und Know how aufbauen. Entsprechende Angebote lassen sich u. a. in Seminarbörsen, Weiterbildungsfachzeitschriften oder beim RKW finden.
Bei Interesse kann dann eine unternehmensspezifische Plattformlösung gesucht werden. Im einfachsten Fall als Mietvariante ab ca. 20 EUR pro Monat bis zum Kauf einer eigenen Serverlösung für größere Unternehmen.
Der entscheidende Vorteil solcher Plattformen besteht darin, dass es sich um relativ offene Systeme handelt, d.h. es können Materialien unterschiedlicher Dateiformate ausgetauscht werden. Anders als bei reinen CBTs für den Massenmarkt, bei denen häufig sehr aufwändige Animationen verarbeitet werden, stehen beim unternehmensindividuellen Blended Learning meist Programme wie Word, Power Point, Excel oder pdf-Dateien im Vordergrund. Damit können Materialien praktisch von allen Beteiligten einfach und kostengünstig erstellt werden. Wichtiger als grafische oder technische Feinheiten sind hierbei vor allem Schnelligkeit und Anwendungsnähe.
Unternehmen, die eine solche Lösung selbst einführen wollen, sollten mindestens einen Verantwortlichen haben, der sich in die Technik und Didaktik einarbeitet und als interner Ansprechpartner zur Verfügung steht.
Empfehlungen zur Einführung
Für erfolgreichen Auftakt sorgen
- Mit interessantem und wichtigen Thema beginnen - Mitarbeiter dabei einbinden
- Projekt vorstellen, praktischen Nutzen verdeutlichen und Interessenten ausprobieren lassen
- mit interessierten Freiwilligen starten
- für gute Lernbedingungen sorgen (Zeit, Raum, PC-Zugang oder Einloggen vom Home Office)
Einführung step-by-step
- Mit persönlicher Präsenz anfangen und dabei Onlinemöglichkeiten vorstellen
- Anfangs eher Diskussionsforen als Chats einplanen
- einfache Dateien zum Download bereitstellen
- Mit ASP-Mietlösung beginnen
Beteiligte aktiv einbinden
- z. B. Ausbilder, der Materialien für Auszubildende bereitstellt oder Auszubildenden, der die Erstellung eines Bauteils beschreibt :oder Führungskraft, die über neue Entwicklungen berichtet.
- Vorteil: Entstehung einer sehr anwendungsnahen unternehmensinternen Wissensbibliothek
Erfolge reflektieren und würdigen
- Anwenderstatements mit Fotos, z. B. in Mitarbeiterrunde, im Intranet, am schwarzen Brett oder in interner Zeitung
- Künftiges Kurs- und Projektangebot gemeinsam entwickeln
Fazit
Blended Learning bietet große Vorteile für unternehmensinterne Aus- und Weiterbildung mit aktiver Beteiligungsmöglichkeit. Durch die kreative Nutzung von Lernplattformen ergeben sich interessante Möglichkeiten sowohl fürs Wissens- als auch Qualitätsmanagement.
Darüber hinaus kann diese Technik auch zur Realisierung verschiedener Projekte genutzt werden, bei denen es auf interne Kommunikation und Austausch von Dokumenten ankommt. Damit eröffnet Blended Learning eine neue Lern- und Arbeitsform, die sowohl den betrieblichen Belangen als auch den Bedürfnissen der Beteiligten entgegenkommt.
Autorin
Dr. Jacqueline Rieger
Info(at)business-creativity.de